Teatro Barocco

Opernfestival TEATRO BAROCCO 25. 06. – 30. 07. 2016
in Stift Altenburg bei Horn

 

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Ein musikalisches Drama in zwei Akten, UA 1768 Wien

PIRAMO E TISBE

Musik: Johann Adolph Hasse
Libretto: Marco Coltellini

 

Intendanz, Regie, Inszenierung, Bühne und Kostüme | BERND R. BIENERT
Musikalische Leitung und Cembalo | EMANUEL SCHMELZER-ZIRINGER
Ensemble TEATRO BAROCCO auf historischen Instrumenten

 

Opernrarität vom Feinsten:

Tisbe liebt Piramo, doch ihr Vater zwingt sie aus Hass gegenüber der Familie Piramos zu einer unfreiwilligen Heirat mit einem Fremden. Tisbe widersetzt sich der ihr aufgezwungenen Heirat und schmiedet mit Piramo den Plan zur baldigen Flucht. Beide verabreden einander zu später Stunde im nahen Wald, in dem schließlich der fatale Irrtum passiert: Piramo ersticht sich, weil er Tisbe von einem wilden Tier getötet glaubt. Darauf folgt ihm Tisbe in den Tod. Als Tisbes Vater die beiden Sterbenden entdeckt, erkennt er die Folgen seines Starrsinns und richtet auch sich.

 

… in Wien verleiht der Theatermacher Bernd R. Bienert mit seinem TEATRO BAROCCO regelmässig Werken der Mozart-Zeit eine historisierende Gestalt.“
„Wie Nikolaus Harnoncourt, … unermüdlich die Bedeutung der «Klangrede» herausstellte, müsste man für die historisch informierte Darstellungspraxis … geradezu von einer «Körperrede» sprechen. Das Interesse an einer solchen Darstellungspraxis kommt wahrscheinlich nicht zufällig zu einer Zeit, in der das Regietheater nicht mehr unbedingt neu, geschweige denn unangefochten ist.

(Neue Zürcher Zeitung)

Riesenerfolg für Bienerts TEATRO BAROCCO mit „Piramo e Tisbe“

(KRONEN ZEITUNG)

Bernd R. Bienerts Inszenierung von Johann Adolph Hasses „Piramo e Tisbe“ … wird zum Gesamtkunstwerk. … eine außergewöhnliche, wunderschöne und beglückende Produktion.

(DER STANDARD)

… historische Aufführungspraxis nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch zu verwirklichen, steht quer zur herrschenden Bühnenpraxis –
und entwickelt … seinen eigenen Reiz.

(DIE PRESSE)

„Ein Erlebnis für alle Sinne“ (KURIER)

„Das war so quirlig gespielt wie fein gesungen. Und machte Lust auf mehr.“

(DIE WELT)

 

 

 

PIRAMO E TISBE | TEATRO BAROCCO 2016

 

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Fotos: Barbara Pálffy

 

 

KRONEN ZEITUNG | 27. 06. 2016 | Karlheinz Roschitz

Der Zauber barocker Tragödie

Stift Altenburg: Riesenerfolg für Bienerts TEATRO BAROCCO mit „Piramo e Tisbe“

Das ist nicht nur eines der Highlights des Niederösterreichischen Theatersommers, das ist ein spannender Ausflug in die barocke Musiktheaterwelt Österreichs: Im barocken Bibliothekssaal des Stiftes Altenburg zeigt Bernd Roger Bienert seine Produktion von Johann Adolf Hasses Oper „Piramo e Tisbe“.

 

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Um korrekt zu sein: „Piramo“ des einst sehr einflussreichen Deutschen Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) ist ein Intermezzo tragico. Eine „Romeo und Julia“-Tragödie, für die Marco Coltellini nach Ovids Metamorphosen das Libretto schrieb.

Wenn Bernd Roger Bienert, früher Tänzer & Choreograf der Wiener Staatsoper und Ballettdirektor der Zürcher Oper, sich für eine Inszenierung von „Piramo“ entschied, knüpft er damit Beziehungen zur Wiener Theatertradition: „Piramo“ wurde 1768 in Wien uraufgeführt, 1770 auf Wunsch Josephs II. in Laxenburg gezeigt und an vielen Höfen nachgespielt.

Bienert ist hervorragender Kenner barocker Operntradition. Die Aufführung mit ihren historischen Bühnenräumen im magischen karamellfarbenen Licht der Kerzen strahlt eigenwilligen Zauber aus. Umso mehr als Bienert die Figuren – das liebende Paar Piramo und Tisbe und den despotischen König – in prächtige spätbarocke Kostüme kleidet und in Gestik und Bewegungen barocker Spieltradition anpasst. Besonders das Waldbild mit einem Tempel und dem Grab des königlichen Ahnen beeindruckt.

Musikalisch trifft die Besetzung genau den Ton des damals – neben Mozart – bereits spätbarock „altertümlichen“ Hasse, der lange an den Höfen von Dresden, Paris und Wien als „Divino sassone“ und zuletzt in Venedig den Ton angab.

Die beiden Sopranistinnen, die Südafrikanerin Megan Kahts als Tisbe und die Slowakin Maria Taytakova als Piramo, beherrschen die Szene bravourös: Ihre oft sehr langen Rezitative haben Leben, ihre Da-capo-Arien imponierende Kraft und Spannung, ihre Koloraturen, bei denen Hasse – auch wegen seiner Frau, der berühmten Diva Faustina Bordini – nie gespart hat, funkeln verführerisch. Peter Widholz ist daneben der polternde König, der die Kinder in den Tod treibt. „Bärig“ wirkt der tollpatschige Löwe von Gabriel Wanka.

Emanuel Schmelzer-Ziringer (Dirigent & Cembalist) führt Sänger und zehnköpfiges Instrumentalensemble mit Energie, Intensität und Kenntnis der Aufführungspraxis. Das Publikum zeigte sich begeistert (Weitere Aufführungen: 2., 9., 16., 23. und 30. Juli).

 

Die Presse | 27. 06. 2016 | Walter Weidringer

Eine Barockoper auf Punkt und Komma

Das TEATRO BAROCCO im Stift Altenburg bringt Hasses „Piramo e Tisbe“ in historischem Gewand.

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„Lasst mich den Löwen auch spielen!“, fleht Zettel in Shakespeares „Sommernachtstraum“ – jenen Löwen, der zwar brüllt, aber niemanden frisst und trotzdem das blutige Ende des Liebespaares in ihrem Stück über Pyramus und Thisbe heraufbeschwört. Spätestens seit Ovids „Metamorphosen“ rührt das Schicksal der beiden – so sehr, dass Shakespeare ihre Story bereits als Parodie auf die Bühne brachte. 1768 in Wien hingegen nahm man es wieder ernst mit der Tragik: Lasst mich den Löwen auch komponieren, dachte offenbar der damals 69-jährige, längst mit allen Opemlorbeeren bekränzte Johann Adolph Hasse, als er „Piramo e Tisbe“ als intimes „Intermezzo tragico“ auf die Bühne brachte. Eine regelrechte „Sinfonia di Leone“ für den Auftritt des Raubtiers ist aber nicht die einzige Merkwürdigkeit der Partitur. Hasse peppt hier seinen langsam altväterisch werdenden barocken Stil nach aktuellem Gusto auf: Von übertriebenem Zierrat bereinigte, melodisch aparte und formal aufgelockerte Arien gehen vielfach ohne Schlussakkord in markante Accompagnato-Rezitative über.

 

Widerständiges Konzept

Heute packt das Stück eher musikalisch – zumindest dann, wenn ausdrucksvolle Stimmen am Werk sind. Megan Kahts setzt als Tisbe ihr vergleichsweise flammendes Material differenziert ein, während Maria Taytakova den ebenfalls für Sopran komponierten Piramo mit lyrischerer Emphase füllt. Peter Widholz gibt mit Aplomb Tisbes strengen Vater, der sich am Ende angesichts der toten Liebenden aus Schuldgefühl auch noch ersticht: Der Löwe, hier ein mehr bärenartiges Ungeheuer, bleibt der einzige Überlebende. Es ist eine Art von widerständigem Theater, das Regisseur Bernd Bienert mit seinem TEATRO BAROCCO nun schon zum fünften Mal im prunkvollen Bibliothekssaal des Stifts Altenburg verwirklicht: Der Anspruch, historische Aufführungspraxis nicht nur musikalisch (mit einem farbenreich spielenden Ensemble unter Emanuel Schmelzer-Ziringer), sondern auch szenisch zu verwirklichen, steht quer zur herrschenden Bühnenpraxis – und entwickelt im Wechselspiel von Distanz und Nähe seinen eigenen Reiz.

 

Kurier | 27. 06. 2016 | Barbara Pálffy

TEATRO BAROCCO

Liebestragödie im Altenburger Schauderwald: „Piramo e Tisbe“

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Charmant. Im pluralistischen Spektrum der Inszenierungs-Stile hat Bernd R. Bienert, vielseitiges Mastermind des TEATRO BAROCCO, mit seiner historisch informierten Darstellungspraxis und Szenografie einen fixen Platz gewonnen. Diesmal gilt seine minutiöse Sorgfalt in der originalnahen Belebung eines Gesamtkunstwerks von Johann Adolph Hasse, „Piramo e Tisbe“ (1768), in der wunderbaren Bibliothek von Stift Altenburg. Für die Geschichte der Liebenden, die am Widerstand der Familien scheitern und nach tragischen Missverständnissen Selbstmord begehen, hat Bienert stilsicher historische Bühnenbilder rekonstruiert, von denen besonders der nächtliche Schauderwald des zweiten Akts mit nobler Gobelin-Ästhetik beeindruckt.

 

Megan Kahts (Tisbe) entfaltet ihren warm strömenden Sopran mit aufblühenden Höhen; die elegant geführte Stimme von Maria Taytakova – Piramo ist originalgetreu ebenfalls mit einem Sopran besetzt klingt eher silbrig, sodass sich in den Duetten ein fein dosierter Zusammenklang ergibt. Beide Damen sehen in den luxuriösen Kostümen hinreißend aus und geben den etablierten, gestisch-choreografischen Abläufen Leben und Seele.

Der Tenor Peter Widholz (Tisbes Vater) imponiert nicht bloß mit den Drohgebärden des despotischen Patriarchen, sondern steigert sich auch stimmlich zu beinahe heldischen Attacken. Der fatale Auftritt des Löwen (Gabriel Wanka) ist mit charmant ironisierter Naivität gestaltet. Das Ensemble musiziert auf Originalinstrumenten, jedes seiner Mitglieder verfügt über solistische Qualitäten; Emanuel Schmelzer-Ziringer (Cembalo und musikalische Leitung) beweist die Leidenschaft und Lebenskraft von Hasses Musik. Ein Erlebnis für alle Sinne!

 

KURIER-Wertung: ★★★★

 

Die Welt | 25. 06. 2016 | Manuel Brug | http://klassiker.welt.de

Operngenuss im Waldviertler Escorial: das TEATRO BAROCCO in Altenburg

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Stuck, Stuck, Stuck. Und Fresken. Der Blick mag sich gar nicht abwenden von diesen Decken und Wänden, Kuppel und Raumschalen, die fantasievoll prunken, aber eigentlich demütig auf Gottes Werk lenken sollen. Unter dem kunstsinnigen Abt Placidus Much entstand die prunkvolle Barockausstattung des hoch über dem Kamptal im als eine Art Escorial im Waldviertel thronenden Kloster Altenburg. Vor allem dem Maler Paul Troger gelangen in Kirche, Bibliothek, Weißem Saal und Kaisertreppenhaus farbig lebenskräftige Bilderwelten, die unwillkürlich das Auge nach oben lenken. Doch hier, 90 Kilometer von Wien entfernt, schaut man in diesem versteckten Juwel in der prachtvollen Bibliothek auf einen blau gemalten Bühnenrahmen, der die andere Hälfte des langestreckten Saales verbirgt: Bernd R. Bienert ist wieder mit seinem TEATRO BAROCCO zu Gast.

Nun schon zum fünften Mal lässt der Choreograf und Regisseur in diesem so originalen wie originellen Ambiente frühklassizistische Stücke spielen. Werke, die zu klein oder zu speziell sind, um in normalen Theatern ihre Wirkung zu entfalten, die aber hier leben und zu leuchten begonnen. Mini ist das Orchester, doch es reicht aus. Denn auch der böhmischen Kapellmeisters Anton Benda (1722–1795) beschränkt sich in seinen Melodramen oftmals nur auf unterstützende, kommentierende Akkorde zum gesprochenen Wort. Damals war das eine sehr modische Gattung, selbst der ihn bewundernde Mozart eiferte Benda nach.

Hochpathetisch sind sie, so wie sein berühmtestes, die Finalszene der „Medea“, die es im letzten Jahr gab. Die Musik, ist schlicht und direkt, gemahnt oft an Gluck. Das barocke Umfeld relativiert das, und die tänzerisch exakte, wortdeutliche Umsetzung durch Kira von Zierotin. In Reifrock und Allongeperücke steht sie da wie eine der berühmten Schauspielerinnen der Comédie Francaise wie sie ein Hyacinthe Rigaud gemalt hat. Sie schwingt den Dolch und hebt die Arme zum Himmel, ist Verzweiflung, Wut, Weinen und Verfluchung. Eine Megäre in feinster Robe.

Hier ist nicht nur die akustische, sondern auch die optische Komponente der Aufführungspraxis der Entstehungszeit verpflichtet. Versucht wird, ihr durch akribische Recherche bei Gestik, Kostümen und Bühnenbild so nah wie möglich zu kommen. Das ist so fremd wie faszinierend. Bis Medea nach vollzogenem Kindsmord – nur das leere Kissen klagt noch an – im Pappwagen gen gemalten Himmel entfleucht. Bernd R. Bienert, Wiener Choreograf, Musiktheaterregisseur, Kurator, Ausstatter, Unternehmer und Organisator, sagt über das vor ihm akribisch untersuchte Gestenrepertoire dieser Zeit. „Das war viel größer, komplexer und übertriebener als wir das heute gewohnt sind. Es war aber wie eine Sprache, die alle verstanden. Und es ist erstaunlich, wie normal diese im korrekten Umfeld wirkt, vor allem wenn die Akteure die richtigen Kleider tragen.“

Der 1962 geborene Bienert war als Tänzer an der Staatsoper Wien und am Nederlands Dans Theater engagiert. Am Opernhaus Zürich wirkte er von 1991-96 als Ballettchef, wo er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Stararchitekten wie Mario Botta, Renzo Piano, Jean Nouvel oder Zaha Hadid Furore machte. 1999 bis 2001 schloss sich ein Engagement in Saarbrücken an. Bienert hat sich bereits damals aber auch für die Rekonstruktion tanzhistorisch bedeutender Choreographien verdient gemacht. Nur konsequent also, dass er seit 2011 selbst nach dem Vorbild der Kupferstiche von J. F. Götz auch historische Darstellungs- bzw. Inszenierungspraxis im Bereich der Oper wieder belebt. Jüngst hat er auch im Schlosstheater Laxenburg, einem der wenigen noch erhaltenen Theater aus der Mozart-Zeit, einer historisch korrekten „Hochzeit des Figaro“ gespielt.

Er tut das, mit einem durchaus theatralischen Sinn für die Magie eines Ortes, mit seinem hochgelobten Truppe TEATRO BAROCCO. Und er weiß als kluger Theatermann. Nach Drama und hohem Gefühl braucht es die komische Entladung: Die brachte 2015 witzig und spielerisch tänzelnd eine hübsche Intermezzo-Buffa: „Lo Speziale“ – „der Apotheker“ von Joseph Haydn, wo wieder mal ein reiches Mündel vor ihre alten, amourösen Vormund bei einem jungen Kerl Zuflucht sucht. Das war so quirlig gespielt wie fein gesungen. Und machte Lust auf mehr.

Was schnell erfüllt werden kann, denn ab heute ist im Stift Altenburg bei Horn wieder das TEATRO BAROCCO zu Gast. Diesen Sommer, jeweils Samstags bis zum 30. Juli (und am 20. Juli als Gastspiel in Bad Aussee) mit „Piramus und Tisbe“, einem „intermezzo tragico“ von Johann Adolph Hasse.

 

Neue Zürcher Zeitung | 24. 05. 2016 | Michael Stallknecht

Plädoyer für eine historisch informierte Darstellungspraxis

 

„… in Wien verleiht der Theatermacher Bernd R. Bienert mit seinem TEATRO BAROCCO regelmässig Werken der Mozart-Zeit eine historisierende Gestalt.“

„Wie Nikolaus Harnoncourt, … unermüdlich die Bedeutung der «Klangrede» herausstellte, müsste man für die historisch informierte Darstellungspraxis … geradezu von einer «Körperrede» sprechen. Das Interesse an einer solchen Darstellungspraxis kommt wahrscheinlich nicht zufällig zu einer Zeit, in der das Regietheater nicht mehr unbedingt neu, geschweige denn unangefochten ist.“

 

Die Presse | 15. 04. 2016 | Wilhelm Sinkovicz

DIE MODEN FRÜHERER ZEITEN

Historienfilme, Originalklang, ja, aber wie sahen eigentlich historische Opernaufführungen aus? Das TEATRO BAROCCO zeigt es haargenau.

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Zu den Spezialitäten des Wiener Musiktheater-Tausendsassas Bernd Roger Bienert zählt es, den Moden früherer Zeiten nachzuspüren. Er lockt damit auch wider den Stachel unserer nur vordergründig politisch korrekten Ära. Zwar, wir sprechen von Originalklang und historisch informierter Aufführungspraxis. Allein, weit ist es mit der Authentizität nicht her. Sobald man die Dinge ein wenig stärker hinterfragt und tiefer schürft, kommt man zu dem Punkt, an dem offenbar wird, dass man über die Frage, wie Musik etwa zu Bachs oder Mozarts Zeiten gespielt wurde, relativ wenig sicher aussagen kann, hingegen Illustrationen und Stiche aus der Zeit sehr gut nachvollziehen lassen, wie die Inszenierungen auf den Bühnen ausgesehen haben und welcher Gebärdensprache sich die Schauspieler und Opernsänger bedient haben. Just daran will man sich heute aber gar nicht orientieren.

Zaubrische Lichtmagie. Bienert fand das wenig schlüssig und gründete sein TEATRO BAROCCO, das seit fünf Spielzeiten im Stift Altenburg eine Heimat hat. Und dort rekonstruieren Bienert und seine Getreuen musiktheatralische Spektakel wie anno dazumal – sogar die Lichtverhältnisse, wie sie einstens bei Kerzenbeleuchtung herrschten – versucht man zu simulieren. Die Erfahrungen sind atemberaubend, denn sie bringen unsere Fantasie erst so recht in Gang. Was als akustisches Abenteuer begann, wurde zum retrospektiven Gesamtkunstwerk. Als einen Höhepunkt seiner Arbeit darf Bienert die Wiederbelebung des einzigen erhaltenen historischen Mozart-Spielorts bezeichnen, die ihm mit der Aufführungsserie von „Figaros Hochzeit“ im Schlosstheater von Laxenburg heuer im Frühjahr gelang. Die gewohnte Teatro-barocco-Stagione führt uns im Sommer wieder nach Altenburg zurück, wo sich in den vergangenen Spielzeiten zum nostalgischen Theater-Rückblick noch musikhistorische Seitenblicke gesellten. Denn Bienert findet es nicht nur interessant, wie unsere Altvordern Theater gespielt haben, er will auch wissen, für welche Stücke sie sich begeistert haben. Und da unterscheidet sich die Repertoireliste stark von jener, die wir heute für die Ära der Vorklassik und des Barock als kanonisiert ansehen. Von Bach beispielsweise wussten die Europäer der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts vergleichsweise wenig, von Händel schon mehr – aber zu den absolut führenden Köpfen in Sachen Musiktheater zählte der heute bestenfalls Kennern dem Namen nach bekannte Johann Adolf Hasse.
Er galt den Italienern als „göttlicher Sachse“, was im Geburtsland der Oper schon damals allerhand heißen wollte, und war in Deutschland der absolute Star unter den Musiktheater-Komponisten seiner Ära. Im legendären Opernstreit im Paris der Vordenker Voltaire und Rousseau spielte Hasse eine gar nicht geringe Rolle als Vorzeige-Meister der italienischen Oper. Dass es ihn im Gefolge des Siebenjährigen Kriegs zuletzt gar nach Wien verschlug, verschweigt die hiesige Chronik gern; doch fand Bienert in einer der letzten Hasse-Opern, „Piramo e Tisbe“ sogar ein Beweisstück, dass sich der erfolgreiche Künstler den Reformen des jüngeren Christoph W. Gluck keineswegs verschloss, sondern deren Errungenschaften für sich zu nutzen verstand.

Neue Opernära. Die Tragödie der unglücklichen Liebe der zarten Thisbe zu Piramus, die vom Vater des Mädchens durchkreuzt wird, stammt aus derselben Zeit wie die bisher in Altenburg aufgeführten Werke, verzichtete ebenso wie diese auf die Mitwirkung von Kastraten und war übrigens nach ihrer Uraufführung – eine weitere Teatro-barocco-Parallele – auch in Laxenburg zu sehen! Sie zeigt uns einen der führenden Barock-Komponisten an der Schwelle zu einer neuen Opernära.

 

Info
„Piramo e Tisbe“ von J. A. Hasse
Premiere: 25. Juni, Reprisen: 2., 9., 16., 23., 30. Juli. Stift Altenburg. www.teatrobarocco.at
Informationen zu Clubvorteilen auf: DiePresse.com/derclub

 

 

KURIER | 21. 05. 2016

TEATRO BAROCCO IN STIFT ALTENBURG

Im bekannten barocken Saaltheater wird das Publikum gekonnt ins 18. Jahrhundert versetzt

Musikalisches Drama in zwei Akten

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Im schönsten Barocksaaltheater Österreichs inszeniert TEATRO BAROCCO – Intendant Bernd R. Bienert – das musikalische Drama „Piramo e Tisbe“, J. A. Hasses Meisterwerk erstmals in Österreich in einer Originalinszenierung und in rekonstruierten Bühnenbildern und Kostümen im Stil der Mozartzeit. Das Ensemble TEATRO BAROCCO musiziert auf historischen Instrumenten. Die südafrikanische Sopranistin Megan Kahts verzeichnete kürzlich als Susanna in Bienerts gefeierter Produktion „Le Nozze di Figaro“ von W. A. Mozart im Schlosstheater Laxenburg bei Publikum und Presse einen Riesenerfolg. In J. A. Hasses „Piramo e Tisbe“ übernimmt sie die nun als „Tisbe“ die Hauptrolle der neuen Produktion. Die Handlung – ein barockes Drama vom Feinsten: Tisbe liebt Piramo, doch ihr Vater zwingt sie zur Heirat mit einem Fremden. Tisbe widersetzt sich der unfreiwilligen Heirat. Der fatale Irrtum passiert: Piramo ersticht sich, da er Tisbe von einem wilden Tier getötet glaubt. Tisbe folgt ihm in den Tod. Tisbes Vater erkennt nun die Folgen seines Starrsinns und tötet auch sich. TEATRO BAROCCO versteht Musiktheater als gesamtheitliches Erlebnis im Kontext der Authentizität aller beteiligten Kunstformen. Bernd R. Bienert hat 2012 mit seinem „TEATRO BAROCCO“ ein Festival begründet, das sich explizit mit dem Musiktheaterschaffen von W. A. Mozart und dessen künstlerischem Umfeld auseinandersetzt und das eine weitgehend unbekannte Vielfalt an verschiedenen Formen (Melodram, Singspiel, Intermezzo, Opera buffa, Opera seria usw.) Schritt für Schritt zurückerobert.

Ticket und Informationen

Vorstellungen: 25. Juni 2016 (Premiere). Weitere Vorstellungen: 2., 9., 16.; 23.; 30. Juli 2016, jeweils um 19 Uhr
Tickets: www.teatrobarocco.at oder Ticketline: 0699/18396969

 

 

 

 

 

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