TEATRO BAROCCO dankt Dr. Michael Hüttler für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung
seines Textes.
Mozarts Bastien und Bastienne | Michael Hüttler
Geschichte des Sujets
Das Sujet von Wolfgang Amadeus Mozarts „deutscher Operette“ Bastien und Bastienne (KV 50) ist französischen Ursprungs: es geht zurück auf Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) und dessen Intermède (‚Zwischenspiel‘) Le devin du village (‚Der Dorfwahrsager‘), uraufgeführt vor König Ludwig XV. (1710–1774, reg. 1715–1774) am 18. Oktober 1752 in Schloß Fontainebleau. Die Pariser Erstaufführung fand am 1. März 1753 in der Académie Royale de Musique statt.[01] Rousseau ist heute hauptsächlich als Philosoph bekannt – von ihm stammt jedoch nicht nur der Text, sondern auch die Musik dieser Schäferoper. In der Schäferdichtung wurden die städtischen feinen Manieren, mit denen moralische Verderbtheit bemäntelt wird, einem einfachen, aber aufrichtigen Leben auf dem Land gegenübergestellt.
Pariser Parodie
Rousseaus überaus erfolgreiche Oper[02] war Vorlage für die Parodie Les amours de Bastien et Bastienne von Marie-Justine-Benoîte Favart (1727–1772) und Harny de Guerville (Lebensdaten unbekannt), uraufgeführt am 4. August 1753 in Paris.[03] Während bei Rousseau die Darsteller in Gesellschaftskleidern auftraten, wurden sie bei Favart in bäuerlicher Kleidung auf die Bühne gebracht und sprachen ein stilisiert bäuerliches Idiom (français populaire). Das Stück ist eine Opéra-comique; das Genre, entstanden auf den Pariser Jahrmärkten (Foire St. Germain, Foire St. Laurent), verbindet gesprochenen Text mit Liedern. Die Parodie erlebte, wie im nächsten Abschnitt noch ausgeführt, schon zwei Jahre später ihre französischsprachige österreichische Erstaufführung – zum leichteren Verständnis verwendete man dabei jedoch eine Textfassung in Normalfranzösisch.[04]
Wien
Ab Jänner 1755 unterhielt Graf Giacomo Durazzo (1717–1794), der damalige „Generalspektakeldirektor“ am Wiener Hof,[05] mit Graf Starhemberg, dem österreichischen Botschafter in Paris, eine Korrespondenz über Pariser Neuerscheinungen. Möglicherweise hat Durazzo dabei zum ersten Mal von Les amours de Bastien et Bastienne erfahren. Starhemberg vermittelte Durazzo auch die Beziehung zu Favart.[06] Bald darauf wurde Les amours de Bastien et Bastienne erstmals in Österreich auf die Bühne gebracht: am 16. Juni 1755 im Schloßtheater Laxenburg bei Wien[07] bzw. am 5. Juli 1755 in Wien am Burgtheater.[08] 1759 ernennt Durazzo in einem Schreiben Favart zum Korrespondenten und ersucht ihn um Ratschläge für das Wiener Theater.[09]
In den Jahren 1761 bis 1763 wurden in Wien, am „Theatre près de la Cour“ (‚Theater nächst der Burg‘ = Hofburgtheater), beide Stücke, Les amours de Bastien et Bastienne und Le devin de village, in französischer Sprache gespielt. Philippe Gumpenhuber vermerkt in seinen Aufzeichnungen für das Jahr 1761, daß auch „Un Ballet pour le Devin de Village“ sowie „Un autre nouveau Ballet pour le Devin de Village“ gegeben wurden.[10] Dies alles verweist auf das damals herrschende große Interesse an dem Sujet.
Wohl auf Anordnung von Generalspektakeldirektor Durazzo übersetzte 1764 der Schauspieler, Stückeschreiber und Direktor des Kärntnertortheaters, Friedrich Wilhelm Weiskern (1711–1768)[11], das Stück Les amours de Bastien et Bastienne und gab ihm den Titel Bastienne, Eine Französische Operacomique.[12] Die Dialoge sind in Prosa und fast wörtlich, Arien und Ensembles in gereimten Versen und, wie bei Versen zumeist erforderlich, freier übersetzt. Als Grundlage für die Übersetzung verwendete Weiskern jenen Text, welcher anläßlich der Laxenburger Aufführung 1755 gedruckt worden war. Daß diese Version als Vorlage diente und nicht das originale Pariser Libretto, geht unter anderem daraus hervor, daß in der Laxenburger Fassung eines der Pariser Lieder fehlt und dieses auch bei Weiskern nicht aufscheint. An der Übersetzung wirkte – wohl von Weiskern herangezogen – der Schauspieler Johann Heinrich Friedrich Müller (1738–1815)[13] mit; sein Anteil an der Bearbeitung betrifft vorwiegend die Arientexte und ist im Druck mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Die Weiskern/Müller’sche Übersetzung stand ab 5. Mai 1764 auf dem Spielplan des Kärntnertortheaters.[14]
Weitere Verbreitung
Bald nahmen auch andere Schauspielgesellschaften das Stück in ihr Repertoire auf, wie beispielsweise das professionelle Kindertheater von Felix Berner (1738–1787) oder die Truppe des Johann Joseph Felix von Kurz (1717–1784).
Mozarts Begegnung mit dem Sujet
Wann Wolfgang Amadeus Mozart (Salzburg 27. Jänner 1756 – 5. Dezember 1791 Wien) mit dem Stoff in Berührung kam, ist nicht überliefert. Mehrere Möglichkeiten kommen dafür in Betracht.
Wien
Die erste Wiener Reise der Familie Mozart dauerte von 18. September 1762 bis 5. Jänner 1763, mit einem Aufenthalt in Preßburg vom 11. bis 24. Dezember 1762. In den Briefen Leopold Mozarts (1719 Augsburg – 1787 Salzburg) werden diverse Theaterbesuche in Wien erwähnt.[15]
Auf Reisen
Auch auf der großen Westeuropareise (9. Juni 1763 – 29. November 1766) der Familie Mozart, die in zahlreiche Städte führte, unter anderem in Metropolen wie London und Paris, kann Wolfgang Amadeus mit dem Stoff in Berührung gekommen sein. Dies ist bisher nur in Teilen erforscht.[16]
Salzburg
Nach der ersten Wiener Reise und der Westeuropareise befand sich Mozart von 29. November 1766 bis 11. September 1767 wieder in Salzburg. Im Dezember 1766 besuchte die Berner’sche Truppe die fürst-erzbischöfliche Residenz und gab nach den Weihnachtsfeiertagen, vom 9. Jänner bis 15. Februar 1767, ihre Vorstellungen; auf dem Repertoire stand auch Les amours de Bastien et Bastienne, vermutlich in einer Fassung, deren Musik dem Prager Kapellmeister Johann Baptist Savio zugeschrieben wird.[17] Es ist nicht unmöglich, daß Mozart bei dieser Gelegenheit mit dem Stoff und einer Übersetzung[18] bekannt wurde.
Aus Salzburg stammt auch eine weitere Übersetzung dieses Werkes – eine undatierte Bearbeitung der Weiskern/Müller’schen Übersetzung durch Johann Andreas Schachtner (1731–1795).[19] Dieser nimmt am Text einzelner Nummern unwesentliche Änderungen vor, überträgt jedoch die Prosa-Dialoge in gereimte Verse (Alexandriner); dies deutet darauf hin, daß die Dialoge in Musik gesetzt werden sollten. Schachtner war Trompeter und wie Leopold Mozart Mitglied der Salzburger Hofkapelle; die Familien waren auch privat miteinander befreundet. Daher läßt sich vermuten, daß die Bearbeitung des Textes von Leopold veranlaßt oder angeregt worden sein könnte; dafür gibt es jedoch keinen Nachweis.
Der Blick auf die autographe Partitur zeigt, daß Schachtners Änderungen am Text weder von Mozart noch von seinem Vater in die originale Partitur eingetragen worden sind, sondern von einer dritten, bisher nicht identifizierten Hand, von der auch die auf Schachtners Text neu in Musik gesetzten Rezitative niedergeschrieben wurden.
Dokumente zur Entstehung des Werkes
Wann Wolfgang Amadeus mit der Arbeit an der Partitur von Bastien und Bastienne begonnen hat – dazu ist, ähnlich wie bei seiner Begegnung mit dem Sujet, wenig bekannt, es lassen sich jedoch begründete Vermutungen anstellen.
Salzburg 1767 / Wien 1768
Möglicherweise hat Mozart bereits 1767[20] in Salzburg mit der Komposition begonnen; eventuell hat Schachtner seine Überarbeitung der Weiskern/Müller’schen Übersetzung im selben Jahr verfaßt – so die allgemeine Annahme in der Mozartforschung.
1768 erschien in Wien – abgedruckt in Rudolf Gräffers Neue Sammlung zum Vergnügen und Unterricht[21] – die Arie Nr. 11 „Meiner Liebsten schöne Wangen“ im Klavierauszug von der Hand Leopold Mozarts, doch mit verändertem Text. Die erste belegte Erwähnung von Bastien und Bastienne findet sich in einem Verzeichnis, das Leopold offensichtlich während der zweiten Wien-Reise (11. September 1767 – 5. Jänner 1769)[22] erstellt hat. Zweck dieser Reise war die Erlangung eines Auftrags an Wolfgang zur Komposition einer opera buffa für das kaiserliche Theater. Dabei entstand La finta semplice (,Die verstellt Einfältige‘, KV 51), nach einem Text von Carlo Goldoni, bearbeitet von Marco Coltellini; es kam jedoch zu keiner Aufführung. Leopold Mozart wendet sich am 21. September 1768 in einer Audienz bei Kaiser Joseph II. gegen den damaligen Theaterimpresario Giuseppe Afflisio (1722–1788)[23], der die Uraufführung von La finta semplice durch Intrigen verhindert habe; zum Beweis überreicht er dem Kaiser eine Species facti (‚Darstellung des Sachverhalts‘). Beigelegt war ein Verzeichnis, das Leopold vielleicht schon in Salzburg begonnen, jedenfalls in Wien fertiggestellt und ins Reine geschrieben hatte: das Verzeichniß alles desjenigen was dieser 12jährige Knab seit seinem 7ten Jahre componiert, und in originali kann aufgezeiget werden.[24] Gegen Ende des Verzeichnisses heißt es unter anderem: „Die operetta Bastien und Bastienne, im Teutschen, hat er kürzlich hier in die Musik gesetzt.“[25] Demnach muß die Partitur vor der Audienz vom 21. September fertig vorgelegen sein; das Wort „kürzlich“ läßt auf die Komposition während der Sommermonate Juli und August 1768 schließen. Das Wort „hier“ scheint darauf hinzuweisen, daß Wolfgang Amadeus die Musik in Wien komponiert hat.
Salzburg 1787
Nach Leopold Mozarts Tod (28. Mai 1787 Salzburg) wurden auf diesem Verzeichnis, von anderer Hand, die Worte „hat er kürzlich hier in die Musik gesetzt“ gestrichen und durch die Jahreszahl „1768“ ersetzt. Die Änderung stammt vermutlich von Wolfgang Amadés Schwester Maria Anna („Nannerl“) oder von dem Salzburger Regens Chori Anton Jähndl (1783–1861), der ihr bei der Ordnung der Papiere aus Leopold Mozarts Nachlaß behilflich war.[26]
Die autographe (eigenhändige) Partitur
Wenn wir Leopold Mozarts Aussage in der Species facti vertrauen, hat Mozart die Oper im Jahr 1768 niedergeschrieben – das heißt in Wien (wir werden darauf zurückkommen); abgeschlossen wurde sie jedenfalls im Sommer 1768 in Wien. Danach beginnt ihre durchaus bewegte Geschichte.
Geschichte
Nach dem anderthalbjährigen zweiten Aufenthalt in Wien kehrt ihr Verfasser – gewiß mit der Partitur im Gepäck – nach Salzburg zurück. In den folgenden Jahren lebt Mozart, wenn nicht gerade auf Reisen, in Salzburg. 1781 bleibt er ohne großes Gepäck in Wien. Hierhin läßt er sich mehrere Male „Sparten“ (Partituren) aus Salzburg nachsenden. In einer dieser Sendungen befand sich wohl auch die Partitur von Bastien und Bastienne.
Nach Mozarts Tod ordnete seine Witwe Constanze (geb. Weber, 1762–1842), gemeinsam mit ihrem späteren zweiten Gatten, dem dänischen Diplomaten Georg Nikolaus Nissen (1761–1826), den handschriftlichen Nachlaß ihres ersten Mannes. Um die Jahreswende 1799/1800 verkaufte sie den Nachlaß an den damals 24jährigen Musikverleger und Komponisten Johann Anton André (1775–1842) aus Offenbach am Main. Bei der Erbteilung unter Andrés Erben kam das Autograph von Bastien und Bastienne an einen der Söhne des Verlegers, Carl August André, der es 1873 an die Preußische Staatsbibliothek Berlin verkaufte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Manuskript verschollen; 1981 ist es in Polen wieder aufgetaucht und befindet sich derzeit in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau.[27]
Beschreibung
Die autographe Partitur von Bastien und Bastienne besteht aus 61 Blättern mit 117 beschriebenen Seiten im Querformat, zehn bzw. zwölfzeilig rastriert.[28]
Die erste Seite des Autographs trägt die Überschrift: „Intrada“ und, von Leopold Mozart hinzugefügt, „Bastien, e Bastiene. di Wolfgango Mozart. 1768 nel suo 12mo anno“ – dies bestätigt die Annahme, Mozart habe das Werk im Jahr 1768 in Wien verfaßt.
Auch im Weiteren finden sich Ergänzungen von Leopold (z.B. am Beginn der ersten Nummer, wo er die Überschrift „Aria 1ma“ und die Tempobezeichnung Andante un poco Adagio hinzufügt).[29]
Auf der ersten Seite des Autographs gibt es einige Nummerierungen, welche die wechselvolle Geschichte der Partitur widerspiegeln: In der linken oberen Ecke lesen wir: „N.8“ (durchgestrichen), darunter „N.6“; dieselben Nummern erscheinen in der rechten oberen Ecke und stammen von Nissen.[30] Am rechten Rand in der Mitte ist „Nro.141“ eingefügt; dies entspricht der „Eingangsnummer“ im Verzeichnis des 1800 an Johann André gelangten Mozart-Nachlasses von Franz Gleissner.[31] Am unteren Rand in der Mitte figuriert die Ordnungszahl „30“ (umrandet); dies ist die Nummer im gedruckten „André-Verzeichnis von 1841“.[32] Gleichfalls am unteren Rand, doch von anderer Hand, stehen technische Angaben zum Manuskript: „61 Blatt 10/1 78“.
Die Partitur ist für eine Orchesterbesetzung mit „2 Flauti, 2 Oboi, 2 Corni, 2 Violini, Viola, Violoncello e Basso (Fagotto, Cembalo ad lib.)“[33] geschrieben sowie für drei Gesangspartien: Bastienne, Bastien und Colas. Bastienne ist im Sopran-Schlüssel notiert, Bastien im Tenor-, Colas im Baß-Schlüssel. Die Partitur umfaßt, nach der „Intrada“, 16 musikalische Nummernund – wie bereits gesagt, von anderer Hand – einige Rezitative.
Fragen um die Uraufführung
Wann Bastien und Bastienne tatsächlich komponiert wurde, ist bis jetzt nicht eindeutig geklärt. Von der Mozartforschung wurde bisher nicht ausgeschlossen, daß Mozart bereits 1767 in Salzburg mit der Arbeit an der Partitur begonnen hat. Wenn wir die beiden Aussagen Leopold Mozarts heranziehen, muß dies jedoch ausgeschlossen werden: Leopold schreibt in der Partitur „1768“ und im Mitte September 1768 in Wien für den Kaiser verfaßten Verzeichniß „kürzlich hier“. Demnach kann wenig Zweifel bestehen, daß Bastien und Bastienne im Sommer 1768 in Wien verfaßt wurde.
Wien
Nicht nur Leopold Mozarts Verzeichniß und seine Beschriftung der Partitur, auch der Textvergleich und die Wasserzeichenanalyse[34] weisen darauf hin, daß 1768 als Jahr und Wien als Ort der Komposition in Betracht zu ziehen sind.
Komponiert wurde Bastien und Bastienne – nach oft wiederholter Darstellung – für eine Aufführung im Gartenhaus des Wiener Arztes und Magnetiseurs Dr. Franz Anton Mesmer (1734–1815) im Oktober 1768, wie Georg Nikolaus Nissen erzählt:
[…] die von ihm [Mozart] für ein Gesellschafts-Theater des bekannten Freundes der Mozart’schen Familie, Dr. Mesmer, componirte deutsche Operette, Bastien und Bastienne, [wurde] in dem Gartenhaus Mesmers in einer Vorstadt Wiens aufgeführt.[35]
Anlaß der Komposition und Ort der Uraufführung sind jedoch nur von Nissen selbst beglaubigt. Zu vermuten ist, daß Nissen diese Details von Constanze erfahren hat, und diese wiederum von ihrem verstorbenen ersten Gatten Wolfgang Amadé. Ein dokumentarischer Nachweis ist bisher nicht bekannt; und auch für weitere Aufführungen zu Mozarts Lebzeiten gibt es kein Zeugnis.
Internationale Verbreitung
Aufführungsbelege für das Singspiel fehlen auch für die ersten hundert Jahre nach Mozarts Tod; die erste Aufführung ist für den 2. Oktober 1890 im Berliner Architektenhaus belegt.[36] Erst nach der ersten dokumentarisch nachgewiesenen Wiener Erstaufführung am 25. Dezember 1891 im K. K. Hofoperntheater[37], in einer neuen textlichen Fassung von Max Kalbeck, schaffte Mozarts Bastien und Bastienne die Aufnahme ins internationale Repertoire. Ab diesem Zeitpunkt verbreitet sich das Werk, beinahe explosionsartig, in ganz Europa – zwanzig Erstaufführungen in den nächsten zweieinhalb Jahren sind belegt: Straßburg (10.4.1892), Brünn (14.4.1892), Koburg (13.9.1892), Mannheim (7.10.1892), Leipzig (12.10.1892), Budapest (in Ungarisch, Übersetzer: A. Radó; 20.11.1892), Graz (28.11.1892), Hamburg (29.11.1892), Berlin (5.12.1892), Basel (19.12.1892), Königsberg (25.12.1892); Karlsruhe (5.3.1893), München (12.4.1893), Braunschweig (23.4.1893), Schwerin (17.9.1893), Stockholm (in Schwedisch, Übersetzer: E. Grandinson; 28.9.1893), Weimar (7.1.1894), Mainz (1.2.1894), Hannover (8.3.1894) und London (26.12.1894). Im 20. Jahrhundert gab es immer wieder Aufführungen des Stückes im Freien, wie etwa zur Eröffnung der ersten Bregenzer Festspiele 1946, immer wieder bei den Salzburger Festspielen[38] oder am 29. Juni 2001 zur Eröffnung des „Heckentheaters“ im Park der Villa Hollitzer (jetzt Gemeindepark) in Bad Deutsch-Altenburg an der Donau, Niederösterreich.
In der Türkei
Mozarts Singspiel kam in der internationalen Operngeschichte im 20. Jahrhundert ein weiteres Mal eine wichtige Funktion zu. 1939 wurde mit einer Produktion von Bastien und Bastienne unter der Leitung von Carl Ebert (1887–1980) am Konservatorium in Ankara der Grundstein für eine – nach westlichen Gesichtspunkten – eigenständige Operntradition in der Türkei gelegt: Erstmals wurde eine europäische Oper mit den Absolventen des neu gegründeten Konservatoriums selbst produziert und in türkischer Sprache aufgeführt.
Mit der Wahl des Stückes und der Aufführung von Bastien und Bastienne am 10. Juni 2011 im Garten des Palais Yeniköy, dem Sitz des Österreichischen Generalkonsulats in Istanbul, wird an zugleich drei historische Bezugspunkte angeknüpft: an die wahrscheinliche Uraufführung des Singspiels im Garten eines Wiener fashionablen Palais 1768, an die Tradition der Opernaufführungen in den Botschaften und Gesandtschaften Konstantinopels des 18. Jahrhunderts, und an die erste Eigenproduktion des staatlichen türkischen Konservatoriums im 20. Jahrhundert.