| 2013 TEATRO BAROCCO | modern |

BERND R. BIENERT bringt den britischen Opernerfolg als ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG nach Wien. Nach den erfolgreichen Aufführungen bei WIEN MODERN 2012 und zur Eröffnung der RUDOLF NUREJEW - Ausstellung im ÖSTERREICHISCHEN THEATERMUSEUM,
ist es nun die dritte Produktion des Londoner Komponisten RAYMOND YIU, die in Österreich zu hören sein wird.

Österreichische Erstaufführung

THE ORIGINAL CHINESE CONJUROR

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THE ORIGINAL CHINESE CONJUROR
(A Musical Diversion Suggested by the Lives of Chung Ling Soo)

Musik: Raymond Yiu
Libretto: Lee Warren

TEAM
Inszenierung: Bernd R. Bienert
Visuals: Walter Mirtl
Kostüme: Simon Grundtner
Dirigent: Vasilis Tsiatsianis
Orchester: DIE REIHE
Produktion: TEATRO BAROCCO
BESETZUNG
William Robinson: Bryan Benner
Dot Robinson: Anne Wieben
Alexander Herrmann: Andreas Maurer
Chai Ping: Friedolin Obersteiner
Soldat, Besucher, Donald Stevenson, Zeitungsjunge, Reporter und Harry Elson, Stimme von Ching Ling Foo: Klaus Paar

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Plakat [Bild vergrößern]

 

 

„The Marvellous Chinese Conjuror “

Chung Ling Soos Geheimnisse waren viel dunkler als bloße Zaubertricks. Seine Lebensgeschichte ist der perfekte Stoff für eine Oper.

23. März 1918. Das Wood Green Empire Theater im Norden Londons war knallvoll bis auf den letzten Platz, als die Zaubershow des berühmtesten Magiers der damaligen Zeit, dem als „The Marvellous Chinese Conjuror“ bekannten Chung Ling Soo, sich ihrem Ende näherte. Wie er es schon öfters in Theatern quer durch das Land gemacht hatte, bezauberte Soo sein Publikum auch an diesem Abend mit den für ihn charakteristischen Tricks, wie dem chinesischen Ring-Trick und mehreren atemberaubenden Tricks des Verschwindens. Seit seiner Ankunft im Vereinigten Königreich am Anfang des Jahrhunderts, verhalfen ihm diese Tricks, zum berühmtesten und reichsten Magier des Landes aufzusteigen. Wie immer führte Chung Ling Soo auch jetzt alle seine Tricks in vollkommenem Stillschweigen aus. Er behauptete, Englisch nie gemeistert zu haben. Interviews mit der Presse wurden stets mit seinem persönlichen Dolmetscher geführt.

Für diesen Abend aber hielt er eine ganz neue Überraschung bereit, ein besonderes Spektakel: den Trick des Gewehrkugel-Auffangens. Dass er sich über eine Kugel hinwegsetzen würde, war nie auf seinem Werbeplakat gestanden. Da er immer der vollendete Schausteller war, wusste er es besonders zu schätzen, die Zuschauer auf die Folter zu spannen. Nur sehr selten zeigte er diesen Trick, der daraus bestand, zwei Kugeln zwischen den Zähnen aufzufangen. Die Kugeln wurden vor dem Publikum ausgesucht und von Zuschauern selber markiert. Dann wurden sie in die Gewehrmündung geladen und damit direkt auf ihn geschossen.

Der Trick war eine besondere Rarität, weil notorisch gefährlich, und manche Magier glaubten sogar, er wäre verflucht. Er gelingt mittels Taschenspielerei, bei der die Gewehrläufe so modifiziert werden, dass aus ihnen künstliche Kugeln geschossen werden. Trotzdem waren bei diesem Trick zuvor mindestens sechs Magier zu Tode gekommen, unzählige andere kamen mit dem Leben nur ganz knapp davon.

Ein Raunen ging durch das Publikum, an jenem Vorfrühlingsabend im Jahre 1918, als Chung Ling Soo sich auf diesen spannendsten und gefährlichsten aller Tricks vorbereitete. Von seinen Assistentinnen wurden die Gewehre geladen. Sie zielten mit den Gewehrmündungen direkt auf den Magier. Als der Befehl zum Schießen gegeben wurde, erfüllte der Schall der Schüsse das von gespannten Erwartungen durchdrungene Theater. Dann fiel Chung Ling Soo zu Boden und stand danach nie wieder auf. Eine echte Kugel hatte seine Lunge getroffen, sie verursachte schwere innere Blutungen. Binnen Stunden war der größte Magier der Zeit – jemand, der mit Houdini befreundet war und der behauptet hatte, vor dem Kaiser von China aufgetreten zu sein – tot.

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„Täuschung ist ein wesentlicher Teil der Magie“, meint Lee Warren, der Librettist der Oper, The Original Chinese Conjuror, dessen Uraufführung 2006 in Southwold Pier beim Aldeburgh Festival stattgefunden hat. „Magie ist nicht intellektuell, sondern emotionell. Wenn ein Trick gelingt, gibt es ein Moment des Erstaunens, auch wenn die Zuschauer wohl wissen, dass sie betrogen worden sind. Aus diesem Grunde schützen Magier ihre Geheimnisse so sorgfältig, da ihnen bewusst ist, dass der Moment des Erstaunens für immer verlorenginge, wüsste das Publikum, wie der Trick funktioniert“.

Und Warren weiß wovon er spricht, ist er doch zusätzlich zu seiner Zusammenarbeit mit dem Komponisten der Oper, Raymond Yiu, auch selber Magier. Echte Tricks sind in die Oper, die das Künstler-Duo lieber als musical theatre bezeichnet, mit einbezogen. Sie möchten damit dem Vorurteil zuvor kommen, dass zeitgenössische Oper ausschließlich schwer und ohne allgemeine Reize sein müsste.

Yius Musik bindet die musikalische Tradition von vaudeville und Varietétheater mit ein. „Die Sprache von vielen zeitgenössischen Musikstücken ist modernen Zuhörern ganz fremd”, meint er. “Es ist wie Esperanto zu sprechen. Es verwirrt nur. Auf Grund des Sujets von Conjuror hatten wir jedoch die lange Tradition von zugänglicherer Musik zur Verfügung“.

Was die beiden Künstler so besonders an der Geschichte des Magiers Chung Ling Soo faszinierte, war das Ausmaß seiner Täuschungen. Chung Ling Soo hatte seinen größten Trick für den Schluss aufgehoben, denn erst nach seinem Tode wurde aufgedeckt, dass absolut alles kompletter Schwindel war. Er war überhaupt kein Chinese, sondern ein amerikanischer vaudeville Künstler und Magier namens William Ellsworth Robinson. Der Bigamist hatte seine erste Frau und sein Kind in den USA zurückgelassen, um seine langjährige Assistentin und Liebhaberin Olive Path (bekannt als Dot Robinson) zu heiraten. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er zudem auch noch eine andere Geliebte samt Familie, die in Barnes lebte. Robinsons persönliches Leben war genau so betrügerisch wie seine Zaubershow.

„Raymond und ich haben uns für die Idee des Betrugs interessiert“, sagt Warren. „Wir leben in einer Zeit des Lügens – in einer Welt, in der man annimmt, man müsste andere betrügen, bevor man selbst betrogen wird – in einer Zeit, in der sogar Regierungen ihre Völker anlügen. Sobald wir die Geschichte von Chung Ling Soo gelesen haben, wussten wir sofort, dass wir gefunden hatten, wonach wir suchten. Ein Magier ist jemand, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, andere Leute zu betrügen.
Aber Soo hat es derart übertrieben, er hat nicht nur die Show von jemandem anderen gestohlen, er hat sogar die Identität eines anderen gestohlen. Natürlich wissen Magier besser, wie einfach es ist, Leute zu betrügen. Aber wir haben uns speziell dafür interessiert, was passiert, sobald der Betrug von der Bühne auch in´s private Leben überquellt“.

Vor seiner Ankunft in England hatte Robinson als Assistent von zwei der größten Magiern des 19. Jahrhunderts gearbeitet: Alexander Hermann und Harry Kellar. Letzterer war angeblich das Vorbild für Frank L. Baums Der Zauberer von Oz. Aber trotz seiner unzweifelhaften Begabung konnte Robinson den Anforderungen eines Magiers nicht gerecht werden, weil seine Bühnenpräsenz zu schwach war, und weil er das Geplapper zwischen den Tricks nicht mit dem nötigen Elan abliefern konnte. Am Ende des 19. Jahrhunderts, als Robinson mittleren Alters war, musste er der Tatsache in´s Auge sehen, dass er für immer nur Assistent, aber nie der Star der Zaubershow sein würde. So entwickelte er die Idee zu seinem großen Karriereschritt: die Identität des echten chinesischen Magiers Chung Ling Foo zu übernehmen, der zu der damaligen Zeit riesigen Erfolg in Amerika gehabt hatte. Mit der von ihm gestohlenen Show würde Robinson eine Europa-Tournee machen. Er konnte sich hinter der Rolle des Chinesen verstecken, und wurde dadurch auch davon befreit, auf der Bühne sprechen zu müssen.

Als der echte Chung Ling Foo etliche Jahre später in Großbritannien ankam, hatte sich Robinson beim Publikum und in der Presse als der Echte derart etabliert, dass Chung Ling Foo vorgeworfen wurde, ein Fälscher zu sein. „Er hatte sich komplett neu definiert“, sagt Warren. „Aber eines, was wir im Libretto zu erforschen versuchten, ist eben die Idee, dass er von seiner gestohlenen Rolle schließlich auch selber eingeschlossen wurde. Vielleicht konnte er sich nur im Sterben davon befreien“. Im Moment des Sterbens scheint dies der Fall zu sein. Als die Kugeln ihn trafen, sprach Soo zum ersten und letzten Mal auf der Bühne, schreiend in perfektem Englisch: „Ich bin erschossen worden – lasst den Vorhang runter!“

Vielleicht hatte der Tod in der Tat diese außerordentliche Karriere beendet, aber worauf Warren aufmerksam macht, ist, dass es erst die Todesart war, die Robinsons Unsterblichkeit vollends abgesichert hat. „Wenn er nicht auf der Bühne gestorben wäre, hätte sich kein Mensch an ihn erinnert. Nur der Tod hat ihm gleichzeitig die Möglichkeit zur Flucht und zur Unsterblichkeit angeboten“. Vielleicht war dies Robinsons größter Trick überhaupt.

(Originalbeitrag zur Uraufführung der Oper THE ORIGINAL CHINESE CONJURER. Übersetzung aus der englischen Sprache von Christopher L. Green und Bernd R. Bienert.)

[english text available]

Chung Ling Soo's secrets were much darker than mere magic tricks. 
His story is perfect for opera!

On March 23 1918, the Wood Green Empire in north London was packed to the rafters as the most famous magician of the era, Chung Ling Soo - "the marvellous Chinese conjuror" - neared the end of his act. As he had done at theatres across the country, Soo enthralled his audience with his trademark tricks, including the Chinese Ring trick and several breathtaking feats of disappearance. Since his arrival in the UK at the beginning of the century, these had made him the most famous and wealthy magician in the country. As always, Chung Ling Soo performed all his tricks in silence - he claimed never to have mastered English. Interviews with the press were always conducted through his personal interpreter.

But on this particular night he had another surprise up his sleeve, a very special spectacle: the bullet-catching trick. Defying the Bullets was never advertised on Chung Ling Soo's bills. Always the consummate showman, he knew the value of keeping an audience in suspense; only very rarely did he perform the trick, which involved catching two bullets in his teeth. The bullets were selected in full view of everyone and marked by members of the audience, then loaded into the muzzle of a gun and fired directly at him. The feat was a rarity with good reason: the trick was notoriously dangerous and some magicians believed there was a curse associated with it. The key lay in the gun itself and sleight of hand: the barrels were modified so that a fake bullet was fired. But at least six magicians had died attempting the trick. Countless others had suffered near-misses. On that early spring evening in 1918, the theatre was buzzing as Chung Ling Soo prepared to perform the trick. The rifles were loaded by his assistants; they took aim with the muzzles pointed directly at the magician. The command to fire was given, the sound of two shots was heard, and Chung Ling Soo fell to the ground. But he was never to get up again. Within hours the greatest conjuror of the age - friend to Houdini, and a man who claimed to have performed for the emperor of China himself - would be dead from the real bullet that entered his body and pierced his lung, causing massive haemorrhaging.

"Deception is an essential part of magic," says Lee Warren, librettist for a new opera, The Original Chinese Conjuror, which has its world premiere on Southwold pier next week as part of the Aldeburgh festival. "Magic is not intellectual, it's emotional. When a trick works, there is a moment of astonishment, even though the audience know in their heads they have been deceived. It's why stage magicians guard their secrets so carefully. They know that moment of astonishment will be lost for ever, once the audience know the secret of how it's done."

Warren should know. As well as collaborating with composer Raymond Yiu on The Original Chinese Conjuror, he is an accomplished magician. Real tricks are threaded throughout the new opera, which the pair like to describe as musical theatre. They hope it will sidestep preconceptions that contemporary opera is a difficult form without popular appeal.

Yiu's score draws on the musical traditions of vaudeville and music hall. "So much contemporary music uses a language that is alien to modern audiences," he explains. "It is like speaking in Esperanto. It makes people feel confused. The subject of Conjuror meant we could use musical traditions which are much more accessible."

What so intrigued the pair when they first came across the story of Chung Ling Soo was just how far the conjuror had carried his deceptions. Chung Ling Soo had saved his greatest trick for beyond the grave: it was only after his death that he was revealed to have been a fake. He was not Chinese at all, but an American vaudeville artist and conjuror called William Ellsworth Robinson. A bigamist who had abandoned his first wife and child in the US, he had also married his longtime assistant and lover Olive Path, known as Dot, and at time of his death he had yet another mistress and family living in Barnes. Robinson's personal life was as full of deceptions and misdirection as his stage act.

"Raymond and I were interested in the idea of deception," says Warren. "We live in an age of lying, a time when people feel they have to fool others or be fooled themselves, and where even governments lie to people. As soon as we stumbled across the story of Chung Ling Soo, we realised it was what we were looking for. A magician is somebody who fools people for a living, but Soo took it further than most: he stole somebody else's act and passed himself off as something and somebody he wasn't. Magicians by their trade know better than anyone how easy it is to deceive people, but we were intrigued by what happens when that deception spills off the stage and into your private life."

Prior to arriving in England, Robinson had worked as an assistant to two of the 19th century's greatest magicians: Alexander Hermann and Harry Kellar. The latter was said to be the model for Frank L Baum's The Wizard of Oz. But despite his own undoubted talents, Robinson had failed to make the grade as a magician in his own right because he had an awkward stage presence and couldn't deliver the patter between tricks with the necessary flourish. By the late 19th century, Robinson was middle-aged and facing up to the fact that he would always be the assistant, never the star of a magic show.

It was then that he came up with his great career move: stealing the act and persona of Chung Ling Foo, a genuine Chinese magician who was enjoying huge success in the US at the time, and bringing the show to Europe. Pretending to be Chinese gave Robinson a persona to hide behind and relieved him of the need to speak on stage. By the time the real Chung Ling Foo arrived in Britain some years later, Robinson had so established himself as the genuine article in the eyes of the public and press that Chung Ling Foo had to deal with accusations of being a fake.

"He completely reinvented himself," says Warren. "But in the libretto, one of the things we are trying to explore is the idea that he became trapped by the persona he had stolen for himself. Perhaps it was only by dying that he could set himself free." In the moment of death, it seems he did just that. As the bullets hit him, Soo spoke for the first and last time on stage when he shouted in perfect English: "I've been shot - bring down the curtain!"

Death may indeed have brought down the curtain on an extraordinary career, but, as Warren points out, it was the manner of his death that ensured Robinson's immortality. "If he hadn't died on stage, nobody would have remembered him. But death offered both an escape and a way to live on for ever." Perhaps it was Robinson's greatest trick of all.

 

TEATRO BAROCCO im WIENER MUSIKVEREIN

TERMIN: 19. April 2013
ORT: MUSIKVEREIN WIEN, Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
EINGANG: Musikvereinsplatz 1, 1010 Wien, Österreich
BEGINN: 20:00 Uhr
DAUER: 70 Minuten

Österreichische Erstaufführung, in englischer Sprache
mit freundlicher Unterstützung: Ma7/Wien Kultur

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INFOS:

 

HÖRPROBE:

Suite aus der Oper "The Original Chinese Conjuror" von Raymond Yiu (2010)

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Wilhelm Sinkovicz, Die Presse, 6. Mai 2013:

"Je begrenzter die Kunst ist, desto freier wird sie", hat Strawinsky gesagt. Der Regisseur im metallenen Musikvereinssaal ist demnach frei.

Wo Bernd Roger Bienert ist, dort ist das Musiktheater

Die Wiener Bühnen zeigen lieber den dritten Aufguss einer Rossini-Oper, statt einen der fantasievollsten Musiktheatermacher der Stadt ans Werk zu lassen.

Bernd Bienert gehört zu den wirklich bemerkenswerten Phänomenen der heimischen Musiktheaterwelt. Wann immer er auftaucht, produziert er staunenerregende szenische Kunstwerke - sehr oft gelingt ihm mit sehr sparsamen Mitteln Imposanteres als den meisten hoch dotierten Regie-Selbstüberschätzern, die sich in den großen Häusern breitmachen dürfen.
Wahrscheinlich fürchten sich die Intendanten vor dem Sturschädel des Künstlers, der schon auch einmal kleine Skandale provoziert, bevor er sein artistisches Konzept einer Vorschrift oder dem Unvermögen eines Mitwirkenden opfert.
Wie auch immer: Jüngst sah man im metallenen Saal des Wiener Musikvereins die von Bienert kuratierte österreichische Erstaufführung der Oper "The Original Chinese Conjuror", eine kuriose Musiktheaterversion der noch kurioseren Geschichte eines angeblichen chinesischen Zauberkünstlers, der nach höchst einträglichem betrügerischem Künstlerleben einem seiner Tricks zum Opfer fiel. Nun ist der metallene Saal nicht eben für sein attraktives Äußeres bekannt, auch bietet er keinen Platz für eine Theateraufführung. Und trotzdem war das Publikum sichtlich fasziniert von der Kunst Bienerts, ein junges Sängerensemble samt dem Ensemble "die reihe" Schritt für Schritt in sein optisches Vexierspiel einzubinden, von dem man sich zunächst nichts außer einer konzertanten Wiedergabe der Musik erwarten durfte - und von dem zuletzt alle der Überzeugung waren, einen spannenden Theaterabend erlebt zu haben.
Es ist nicht das erste' Mal, dass Bienert so etwas gelungen ist. Es ist auch nicht das erste .Mal, dass man angelegentlich darauf verweisen darf, welches Regietalent wir da in Wien sitzen haben. Es ist auch typisch, dass die Produktion - wirklich szenisch - für die Wiener Kammeroper vorgesehen war, die aber dann vom Theater an der Wien geschluckt ·wurde - woraufhin man dort lieber eine dritte Wiener Inszenierung von "La Cenerentola" ansetzt, als einen Mann wie Bienert eine Novität zeigen lässt, an die er glaubt.
Keine Klagen also, das ist Wien.
Und Bienert hat ja mit seinem "TEATRO BAROCCO" in Stift Altenburg eine Heimat für ein Sommerfestival gefunden, wo er seiner Leidenschaft für die Rekonstruktion originaler Spielpraktiken frönen kann: Heuer bietet er ab 12. Juli zwei Stücke, die schöne Einblicke in die ästhetischen Vorstellungswelten des Rokoko bieten: Michael Haydns "Hochzeit auf der Alm" Unterhaltungstheater, wie Mozart es zu sehen bekommen hat! - und Anton Bendas Rousseau-Vertonung "Pygmalion" - innovatorisches Musiktheaterexperiment mit gesprochenem Text, das Mozart nachweislich tief beeindruckt hat.
Man muss halt dann im Juli nach Niederösterreich pilgern ...